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Christine Biehler
LandArbeit als Lehrprojekt |
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Rund um die Gemeinde Heinde, südlich von Hildesheim, findet im Sommersemester 2007 das Kunstprojekt LandArbeit statt, das von Studierenden und Lehrenden der Kulturwissenschaften der Universität Hildesheim in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Kultur und Heimat Börde & Leinetal e.V und der Ortschaft Heinde organisiert und durchgeführt wird.
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Ausgehend vom Fachgebiet Raum am Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft und unterstützt und angeleitet von einem Projektteam, das sich aus Mitarbeitern des Instituts für Kulturpolitik, des Instituts für Medien und Theater und Mitarbeitern des Instituts für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft zusammensetzt, bereiten die angehenden Kulturvermittler LandArbeit bereits seit dem Wintersemester theoretisch und praktisch vor. Im Sommersemester findet die Weiterentwicklung und Umsetzung der Entwürfe und Ideen vor Ort statt, die gemeinsam mit den Arbeiten der eingeladenen Künstler im Rahmen einer Festwoche präsentiert werden. Dabei arbeiten die Studierenden eng mit der Bevölkerung in und um Heinde zusammen.
Durch die Ausweitung der künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit über die Grenzen der Universität hinaus, nimmt die Universität ihre gestalterische Verantwortung in der Hildesheimer Region ernst und kann einen Beitrag zur Entwicklung der ländlichen Region um Hildesheim leisten.
1. Projektorientiert Studieren
Absehbar werden durch die anstehende BA/MA Umwandlung des Studiengangs Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis die Freiräume eines an Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit orientiertes Studium bald enger. Dabei erfordert doch gerade der Bereich der Künste Lehrformen, die den Studentinnen möglichst viel Raum für selbständiges Lernen lassen.
Das Projekt LandArbeit stellt den Versuch dar, auch außerhalb des Projektsemesters, das alle zwei Jahre stattfindet, Studierenden die Möglichkeit zu geben, die Prinzipien und Kenntnisse, die sie im Studium der Kulturwissenschaften erworben haben, eigenständig und schöpferisch auf den konkreten Fall anzuwenden. Die Bereiche, in denen sie dabei tätig werden können, sind Kunstvermittlung, Dokumentation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Künstlerbetreuung, die Organisation eines Rahmenprogramms und die Betreuung des Projektbüros. Ziel ist es, die Distanz zwischen Universität und Leben, Wissenschaft und Beruf, Theorie und Praxis zu verringern.
Zeitplan, Kommunikationsformen, Inhalte, Spielregeln und Rahmenbedingungen werden im Voraus detailliert geplant. Erste Kontakte zwischen der Universität und dem Dorf Heinde werden im Winter geknüpft und erfolgreich ausgebaut. Es gibt Bürgerversammlungen und Gespräche unter anderem mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister und Treffen in den ortsansässigen Kneipen.
In mehreren Seminaren und Übungen werden die organisatorischen und inhaltlichen Konzepte, die im vergangenen Semester erarbeitet wurden, in Teilgebieten vertieft. Als organisatorische Schaltstelle dient ein wöchentliches Kolloquium, bei dem jeweils eine produktive Zwischenbilanz erstellt wird.
2. Kulturvermittlung
In vielen Bereichen der Kulturvermittlung werden Studierende konkret angeleitet und tätig. Um effektive Vermittlungsarbeit, sowohl in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wie auch im Besucherservice leisten zu können, ist eine Voraussetzung, dass die Schwerpunkte des Projektes und der einzelnen künstlerischen Realisationen im Detail bekannt und durchdrungen sind.
Da es sich bei den meisten Beiträgen von LandArbeit um Phänomene befristeter Dauer handelt, ist die photographische und die Video-Dokumentation der Prozesse eine große Herausforderung. Sind die eingefangenen Momente atmosphärisch oder sachlich, wie sind sie beleuchtet, aus welchem Blickwinkel aufgenommen? Wie kann man den Intentionen des Künstlers folgen, dem außen stehenden Betrachter einerseits Freiräume gewähren, andererseits ihm für eine Einordnung und Orientierung elementare Information vermitteln?
Die Dokumentation des Projektes hat neben dem Auftrag, zeitlich begrenzte künstlerische Arbeiten festzuhalten, die Aufgabe kreative und soziale Prozesse im Verlauf des Projekts sichtbar zu machen. Studierende am Institut für Medien und Theater begleiten die Ereignisse und Entwicklungen mit der Videokamera und erstellen im Winter 2007 ein filmisches Making Of. Auch hier bietet LandArbeit den Studierenden die einmalige Möglichkeit, bereits im universitären Umfeld und unter professioneller Anleitung, Erfahrungen für ein späteres Berufsleben zu sammeln.
3. Künstlerbegleitung
Acht professionelle Bildende Künstler sind von LandArbeit eingeladen. Der Schwerpunkt ihrer Projekte liegt auf der experimentellen Untersuchung raum- und situationsbezogener Fragestellungen. Betreut und begleitet werden die Künstler von studentischen Paten, die aufmerksam die Werkentwicklung vor Ort mitverfolgen können, Gespräche führen und Unterstützung leisten. Die Studierenden werden unmittelbar in die Auseinandersetzung mit Positionen der Jetztzeit, die temporär in den öffentlichen Raum eingreifen, involviert und lernen, welchen Modifikationen ein Projekt in der Realisierungsphase unterliegt.
4. Eigene künstlerische Praxis
Um später in der beruflichen Praxis nachvollziehen zu können, wie es sich mit der Suchbewegung in der konkreten künstlerischen Praxis verhält, entwickelt eine Studierendengruppe im Rahmen von LandArbeit eigene Projekte und setzt sie vor Ort um. Die Studierenden waren vor die Aufgabe gestellt, vorhandene Situationen aufzunehmen und auf diese einzugehen. Auf der Suche nach Arbeitsstrategien gingen die Studierenden zunächst vom Begriff der Heimat aus. Aus Erkundungen im Innerstetal, dem Gespräch mit seinen Bewohnern und der intensiven Auseinandersetzung mit dem Raum und seinen Auswirkungen auf die gesellschaftliche Identifikationsfindung entstanden Konzepte für plastische und performative Arbeiten. Die Studierenden lernen außerhalb des universitären Schutzraums Realisierungsmöglichkeiten und -schwierigkeiten kennen und stellen in begleitenden Reflexionsrunden ihre eigene Idee in den Kontext einer Kunstdiskussion.
5. Forschung
Ein konstituierendes Element der Kulturwissenschaften in Hildesheim ist neben ihrer interdisziplinären Ausrichtung ein integratives Verständnis von Theorie und Praxis, verbunden mit einer aktiven Zeitgenossenschaft in der Kunst und Kultur der Gegenwart. Das landschaftlich schöne Innerstetal ist ein von Menschen gestalteter und inszenierter Kulturraum. Wie dieser durch soziale Strukturen, historische Entwicklungen und nicht zuletzt infolge seiner Nutzung durch den Menschen geprägt wurde, ist Ausgangspunkt und Forschungsgegenstand für die Künstler und Studenten des Projekts. LandArbeit soll dazu beitragen, jenseits von gängigen Klischees neue Perspektiven auf ländliche Gebiete zu eröffnen und die regionale Identität in Heinde und im Innerstetal vor dem Hintergrund der Globalisierung zu reflektieren. Des weiteren thematisiert und problematisiert LandArbeit die Teilhabe von Bürgern an Kunstprojekten und reflektiert durch die enge Kooperation mit dem Dorf die Möglichkeiten und Grenzen von Partitzipationsprojekten.
Als Forschungs- und Lehrprojekt im Fachgebiet Raum wird LandArbeit neue Anstöße für die wissenschaftliche, wie für die praktische Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum geben. [--> siehe Konzepttext] |
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